Sonntag, 9. August 2015

Woche 1

Heute vor genau einer Woche startete meine Reise in mein neues Leben. 
Leider etwas anders, als zuerst geplant. Denn nachdem ich in der Nacht zuvor fast 4x gebrochen habe, hatte ich schon Angst, gar nicht mehr fahren zu können. Doch Gott sei Dank, schien es wirklich nur an der Aufregung zu liegen. Als ich dann halb 10 vormittags endlich los fuhr (eigentlich wollte ich schon 2 Stunden eher los), ging es mir bereits etwas besser. 9 Stunden später bin ich, ohne größere Zwischenfälle, in Südtirol angekommen. 
Doch ich hatte immer noch ganz schön zu kämpfen an diesem Tag, denn ich realisierte erst jetzt, dass mein altes Leben nun vorbei war. Schon am Abend zuvor flossen vielen Tränen und ich fragte mich ernsthaft, ob ich wirklich das richtige tue.

Nun bin ich eine Woche hier. Die Arbeit ist sehr gewöhnungsbedürftig, ziemlich eintönig und ich weiß nicht, ob ich das auf längere Zeit wirklich machen will. Und ob ich das durchhalte...
Meine Kollegen sind richtig nett, wie alle Südtiroler die ich bis jetzt kennengelernt habe. Nachdem wir am Donnerstag nach der Arbeit noch ein Feierabendbier getrunken haben, wurde ich direkt noch zum Pizzaessen eingeladen. Dies war der erste Abend, an dem ich mich wirklich erstmals wohl fühlte.

Am Samstag war ich mit meinem Mitbewohner im Vigiljoch wandern.  Es war eine angenehme erste Wanderung und viel erfrischender, als die Hitze im Tal (wir haben hier fast 40 Grad).

Heute habe ich nur eine kleine Runde durch die Apfelplantagen des Dorfes gedreht und später treffe ich mich noch mit meinem Onkel, der gerade Urlaub in Südtirol macht und mir noch einige Sachen aus der Heimat mitbringt, die ich vergessen habe. 

















Freitag, 10. Juli 2015

Bürokratie

Ich hasse Bürokratie. In Deutschland und noch viel mehr in Italien, denn hier ticken die Uhren noch 3x langsamer und alles ist irgendwie ganz anders, als in Deutschland. 

Am Mittwoch war es soweit: Ich habe mich dazu entschieden, die Stelle in Südtirol anzunehmen.
Doch bevor ein Arbeitsvertrag für mich aufgesetzt werden konnte, benötigte ich eine Steuernummer. Die sogenannte „Codisce Fiscale“. Denn ohne diese geht hier nichts.
Bozen ist dafür bekannt zweisprachig zu sein, also deutsch und italienisch. Die Angestellten im öffentlichen Dienst sind dazu verpflichtet, beide Sprachen zu beherrschen.

Die Familie bei der ich ab August arbeiten werde, ist, wie irgendwie alle in diesem Land, sehr nett und zuvorkommend. So kam es, dass ich das Glück hatte, dass mich die Seniorchefin ins Amt in Bozen begleitete, damit ich nicht komplett aufgeschmissen war.
Das dauert nur 10 Minuten, dann können wir wieder gehen.“ Aus 10 Minuten wurden 2 Stunden und ein Espresso. Denn in Italien braucht man seinen Koffein und obwohl ich anfangs freundlich ablehnte, wurde ich trotzdem zu einem eingeladen.
Deutsch konnte im übrigen kaum einer von denen, die ich dort kennengelernt habe.

Von Bozen ging es zurück zur Gärtnerei, wo mir die Seniorchefin eine Wegbeschreibung zum Zweitsitz der Gärtnerei ausdrucken wollte. „Das geht ganz schnell.“ Und wieder war eine dreiviertel Stunde vorbei und der Drucker wollte immer noch nicht drucken.
Eigentlich habe ich ja mein Navigationssystem, was mich bis jetzt überall ohne Probleme hingeleitet hat. Doch wie soll es auch anders sein: in dem Ort, wo ich mich mit der Chefin treffen wollte und wo sich somit der Zweitsitz befindet, gibt es keine Hausnummern.

Irgendwann bin ich dann doch dort angekommen wo ich hinwollte, unterschrieb meinen Vertrag, was mich fast wieder eine ganze Stunde kostete und konnte dann gegen Mittag endlich wieder den Heimweg antreten. Gegen Abend, nach etwa 7 Stunden Fahrt, war ich zurück in Bayern.

Am Donnerstag telefonierte ich herum. Denn immerhin wandere ich ja nun offiziell aus, wenn man das so sagen kann. Heißt: Alles in Deutschland kündigen und dann wieder alles in Italien anmelden.
Bei meinem Handyvertrag muss ich, Gott sei Dank, monatlich lediglich 5€ mehr bezahlen und kann somit in der ganzen EU meinen Vertrag ausnahmslos nutzen.
Schwieriger wurde es mit der Krankenversicherung.
In Italien benötigt man diese nicht, weil man automatisch über einen Arbeitsvertrag krankenversichert ist.
Auf meinen Frage, ob ich meine Mitgliedschaft in Deutschland nun kündigen müsse, hatten auch die Angestellten der Krankenkasse erst mal keine Antwort. Also wurde ich verbunden. Und wieder verbunden... „Hat mich die Kollegin richtig informiert, Sie ziehen nach Spanien?“ Nein, es ist und bleibt Italien.
Am Ende stellte sich heraus, ich muss ihnen meinen Arbeitsvertrag bringen, damit sie ihn kopieren können, damit es einen Beweis gibt, dass ich nach Beendigung meiner Ausbildung auch wirklich nicht mehr in Deutschland beschäftigt bin. Denn wenn ich mich nicht auf die Post von Ihnen melde, die dann Anfang August zu meiner Adresse in Bayern geschickt wird, bin ich automatisch weiterversichert. Aber wie soll ich diese Post erhalten, wenn ich doch im August bereits in Italien lebe? Nach einigem Hin und Her konnten wir aber alles klären und ich hoffe, es läuft auch alles so, wie es mir versichert wurde.

Am Freitag brachte ich also meiner Krankenversicherung meinen Arbeitsvertrag, danach ging es weiter zum Arbeitsamt. Ich hatte mich bereits vor 2 Monaten arbeitslos gemeldet, was ich nun wieder ändern wollte. Also musste ich wieder mal hunderte von Papieren ausfüllen. Doch Anspruch auf das Arbeitslosengeld, von Mitte Juli bis August, hatte ich nur, wenn ich ihnen eine Arbeitsbescheinigung bringe. Also fuhr ich zu meiner Noch-Arbeit, um mir diese zu holen. Dort stellte sich jedoch heraus, dass ich diese da nicht bekomme, sondern dazu ins Rathaus muss.
Also fuhr ich von meiner Arbeit zum Rathaus, denn ich wollte die Unterlagen so schnell wie möglich zum Arbeitsamt zurückbringen.
Dort stellte sich wiederum heraus: das geht so nicht.
Denn eine Arbeitsbescheinigung erhalte ich erst, wenn ich meine letzte Abschlussprüfung bestanden habe und diese ist erst am 21.07.15.
Ich weiß jedoch nicht mal, ob ich zu diesem Zeitpunkt noch offiziell in Bayern lebe. Also haben wir ausgemacht, dass die Unterlagen dann ausgefüllt, zu meinen Eltern nach Thüringen geschickt werden, damit ich sie von dort aus mit der Post zum Arbeitsamt in Bayern schicken kann.

Am Dienstag habe ich dann noch einen Termin mit meinem Versicherungsmann, denn wie das alles mit meinem Auto und dessen Versicherung laufen soll, weiß ich auch noch nicht – und wie sollte es auch anders sein: die Bürodame meiner Versicherung auch nicht.
Danach geht’s dann weiter zur Sparkasse, denn mein Konto würde ich gern schon erst mal behalten, doch kostet es bis zu 10€, wenn man in Italien mit einer deutschen Bankkarte in einer italienischen Bank Geld abheben will.

Manchmal frage ich mich, warum ich mir das eigentlich alles antue. Und warum ich die einzige Verrückte in meinem Alter bin, die so was tut.

Doch bin ich mir auch sicher, dass es nicht schaden kann, so etwas zu erleben. Denn wer kann schon von sich behaupten, mit 19 allein nach Italien ausgewandert zu sein? 

Donnerstag, 9. Juli 2015

Südtirol 5.7. - 8.7.

Die erste kleine Wanderung





Die Straßen im Dorf führten ausschließlich nach oben. Und das bei fast 40°C





2. Wanderung bei der ich erst mit der Seilbahn zur Hochmutalm fuhr und von dort aus zu Fuß weiter ging...









Dienstag fuhr ich zuerst mit dem Bus nach Meran. Dort suchte ich mir den nächsten Bus, welcher direkt zu den Gärten von Schloss Trauttmansdorff fuhr. 





Gegessen habe ich natürlich auch immer bestens. Hier: frischer Ziegenkäse mit Tomaten und Ruccola, auf irgendeiner Alm.


Links: